Das Brot besorgen
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Der 8-Stunden-Arbeitstag ist keine natürliche Wahrheit, sondern das Ergebnis eines langen, blutigen Kampfes für Arbeitnehmerrechte seit den 1880er Jahren. Zu seinen Errungenschaften gehören 2-Tage-Wochenenden, soziale Sicherheit und Renten und vieles mehr. Doch diese Errungenschaften werden trotz des europaweiten Arbeitskräftemangels ausgehöhlt. Einer der Schuldigen ist das Modell der Gig-Economy, das Flexibilität verspricht, in Wirklichkeit aber Prekarität bietet.
Die Arbeitnehmervertretung hat in den letzten Jahrzehnten weltweit abgenommen. Ehemals selbstverständliche Arbeitsschutzbestimmungen wurden in ganz Europa zurückgenommen, und in den USA haben einige Bundesstaaten Kinderarbeit legalisiert.
Die Gig-Economy untergräbt die traditionelle Beschäftigung schon seit langem, aber die Covid-Lockdowns haben dies noch verschärft. Außerdem mussten Milliarden von Menschen, die nicht das Privileg hatten, von zu Hause aus zu arbeiten oder überhaupt zu arbeiten, mit den tragischen gesundheitlichen Folgen des Virus fertig werden.
Junge Menschen in der EU gehören zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Bevölkerungsgruppen, die mit Arbeitsplatzverlust, finanzieller Instabilität und psychischen Problemen zu kämpfen haben. Im Jahr 2020 verzeichnete die EU einen Rückgang der Jugendbeschäftigung um 2,8 %, und sie erholt sich immer noch. Am schlimmsten war dieser Effekt in Portugal, Bulgarien, Lettland, Tschechien und Polen. Eine neue Generation von Skeptikern stellt sich daher die Frage: Wofür arbeiten wir überhaupt?
Da sich die Art der Arbeit seit der Pandemie drastisch verändert hat, müssen die Generation Z und die Millennials in vergleichbaren Positionen viel mehr arbeiten als ihre Kollegen aus der Boomer-Generation, und das für viel weniger Geld. Eine Studie zeigt, dass die Generation Z seltener eine Beförderung anstrebt, weil sie keine Überstunden machen will, und dass sie weniger bereit ist, an einem unbefriedigenden Arbeitsplatz zu bleiben, vor allem, wenn sie weniger familiäre Verpflichtungen hat als frühere Generationen im gleichen Alter.
Und aufgrund der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung sind Frauen auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor unterrepräsentiert und übernehmen unbezahlte und nicht anerkannte Pflegeaufgaben. Im Jahr 2022 stellte die Europäische Kommission die Europäische Pflegestrategie vor, die verspricht, informelle Pflegekräfte zu unterstützen und höhere Standards für Pflegekräfte einzuführen. Bei der Pflegearbeit handelt es sich häufig um Migrantinnen, die bereits jetzt am stärksten von Menschenhandel und Arbeitsausbeutung betroffen sind. In ganz Europa herrscht ein erdrückender Mangel an Pflegekräften, doch die Migrationspolitik wird immer ausgrenzender.
Wir danken der IWM-Bibliothek für die Ausrichtung der Diskussion!
Gäste
Maryna Tverdostup ist Wirtschaftswissenschaftlerin am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) und Länderexpertin für Estland. Ihre Forschungsinteressen umfassen verschiedene Arbeitsmarktthemen, darunter geschlechtsspezifische Ungleichheiten, Arbeitsmobilität und die Integration von Zuwanderern.
Péter Csunderlik ist Historiker, Assistenzprofessor an der Eötvös Loránd Universität in Budapest und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für politische Geschichte in Budapest. Zu seinen Interessengebieten gehören linksradikale Bewegungen, die Erinnerung an die Sowjetrepublik und die Sozialgeschichte des 19. bis 20. Jahrhunderts. Er ist online mit uns verbunden.
Petra Hlaváčková ist Milena-Jesenská-Stipendiatin am Institut für die Wissenschaften vom Menschen hier in Wien und erforscht die paradoxe Befreiung der Frau im Sozialismus am Beispiel von Architektinnen in der Tschechoslowakei.
Kreatives Team
Réka Kinga Papp, Chefredakteurin
Merve Akyel, Art Director
Szilvia Pintér, Produzentin
Zsófia Gabriella Papp, Digita-Produzentin
Salma Shaka, Autorin-Redakteurin
Priyanka Hutschenreiter, Projektassistentin
Verwaltung
Hermann Riessner, Geschäftsführer
Judit Csikós, Projektleiterin
Csilla Nagyné Kardos, Büroverwaltung
OKTO-Besatzung
Senad Hergić, Produzent
Leah Hochedlinger, Videoaufnahme
Marlena Stolze, Videoaufnahme
Clemens Schmiedbauer, Videoaufnahme
Richard Brusek, Tonaufnahme
Postproduktion
Milan Golovics, Dialogbearbeitung
Nóra Ruszkai, Videoschnitt
István Nagy, Postproduktion
Art
Victor Maria Lima, Animation
Cornelia Frischauf, Titelmusik
Untertitel und Untertitel
Julia Sobota, Daniela Univazo, Mars Zaslavsky, Marta Ferdebar, Olena Yermakova, Farah Ayyash
Diese Talkshow ist eine Produktion von Display Europe: eine Plattform für den Austausch von Inhalten über Politik, Kultur, Gemeinschaft und vieles mehr.
Haftungsausschluss
Dieses Programm wird durch das Programm Kreatives Europa der Europäischen Union und die Europäische Kulturstiftung kofinanziert.
Die geäußerten Ansichten und Meinungen sind jedoch ausschließlich die des Autors/der Autoren und spiegeln nicht unbedingt die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die EACEA können für sie verantwortlich gemacht werden.