„Fremde weg!“ – singt die lächelnde junge Blondine zum Refrain von L’amour toujours Gigi D’Agostino. Sie nimmt sich selbst mit ihrem Telefon auf; im Hintergrund ist eine Menge tanzender Menschen zu sehen. Das Mädchen dreht die Kamera um; ein Junge in einem weißen Hemd erscheint im Bild. Er brüllt: „Deutschland den Deutschen!“, während er ein Glas mit rosa Wein schwenkt. Ein anderer Mann, höchstens dreißig Jahre alt, macht den römischen Gruß, eine silberne Uhr glitzert an seinem Handgelenk. Er führt die Finger seiner anderen Hand zum Mund, als würde er Hitlers Schnurrbart imitieren.
Das Video, das in Deutschland viral gegangen ist, wurde im Pony Club auf Sylt aufgenommen. Es ist eine deutsche Insel in der Nordsee, die von der deutschen Oberschicht während der Ferienzeit besucht wird. Laut ‚Bild‘ kosteten die Karten für die umstrittene Veranstaltung, die an Pfingsten stattfinden sollte, 150 € ohne Getränke.
Der Eurodance-Hit aus dem Jahr 2001 ist schon seit einiger Zeit die Hymne der deutschen Neonazis. Im letzten Herbst kursierte ein weiteres Video im deutschen Internet – ‚Deutschland den Deutschen‘, begleitet von Gigis Lied, wurde von einer Gruppe von Männern auf einem Erntefest in einer Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern gesungen. Ähnliche Vorfälle gab es auch bei anderen. bei einem Schützenfest in Niedersachsen, einer Landdisco in Hessen und einem Internat in Schleswig-Holstein.
Doch erst das Ereignis auf Sylt erschütterte die deutsche öffentliche Meinung. Diese Art von Szenen auf einer Dorfdisco oder einem Erntedankfest, besonders in Ostdeutschland, beeindruckten niemanden. Die deutsche Elite ist nur von jungen Menschen schockiert, die wie ihre eigenen Kinder aussehen.
